|
Kirche, Schule |
|
Wenige Jahre nach der Ortsgründung errichteten die deutschen Dorfbewohner 1903 das
Bethaus, ein kombiniertes Kirchen- und Schulgebäude. Es war die zentrale Einrichtung des Ortes. Kirche und Religion sicherten der deutschen Minderheit in Bessarabien ihre kulturelle Identität.
Kirche (Bethaus)
Schule
Bet- und
Schulhaus
mit Glockenstuhl
Kirche (Bethaus)
1903 entstand in
Eigenleistung der deutschen Dorfbewohner das
Bethaus. Neben den sonntäglichen Gottesdiensten fand darin werktags der Schulunterricht für die Kinder statt.
In den kleineren bessarabischen Gemeinden, wie in Hannowka, wurden diese Gebäude nicht Kirche, sondern Bethaus genannt. Dies beruhte auf der kleinen Gebäudegröße und dem Fehlen eines Glockenturms.
Bethäuser hatten einen offenen Glockenstuhl vor dem Gebäude.
Die Gottesdienste im Bethaus waren meist Lesegottesdienste, die vom Küsterlehrer gehalten wurden. Pastor Herbert
Schaupp aus dem 20 Kilometer entfernten Mathildendorf predigte nur etwa acht Mal im Jahr in Hannowka, da er 12 weitere Orte kirchlich zu betreuen hatte.
Kirche und
Religion prägten intensiv das Leben aller
Bessarabien- deutschen, weil sie das deutsche Volkstum in der Fremde erhielten. Nahezu alle deutschen Dorfbewohner besuchten sonntags den Gottesdienst. Nur eine Person blieb auf dem Hof zurück, um das Mittagessen vorzubereiten. Die Sonntagsruhe war vorbildlich, so das selbst in der Erntezeit niemand arbeitete. Die Kirchengemeinde Hannowka war
evangelisch-lutherisch und gehörte bis 1935 zum Kirchspiel
Klöstitz. Seitdem war sie dem neugegründeten Kirchspiel Mathildendorf zugeordnet. Die
Kirchengemeinde hatte als Vorsitzenden einen Kurator, der sie bei Kirchentagen und Synoden in Bessarabien vertrat. Kuratoren in Hannowka waren:
Schule
Seit der Errichtung des Bethauses 1903 fand in ihm auch der Schulunterricht statt. In den Anfangsjahren der Siedlung unter russischer Herrschaft war es eine
Volksschule für die Kinder der deutschen Siedler. In der rumänischen Zeit Bessarabiens (nach 1918) wurde die von den deutschen Bewohnern erbaute Schule verstaatlicht. Nun bekamen auch die russischen Kinder hier Unterricht. Im Schuljahr 1938/39 hatte die Schule
98 Schüler. Drei rumänische und der deutsche Lehrer Hugo Schulz erteilten Schulunterricht. Die Unterrichtssprache war
rumänisch, die die rumänischen Lehrer mit dem Rohrstock durchsetzten. Wie in ganz Bessarabien drängte die staatliche Rumänisierungspolitik die deutsche Sprache aus den Schulen. Daher gab es nur einmal in der Woche Deutsch- und Religionsunterricht, den der Küsterlehrer nach den üblichen Schulstunden hielten. Ab 1938 fand der
Schul- unterricht im Gebäude der in diesem Jahr erbauten Molkerei
statt.
Küsterlehrer in Hannowka waren zunächst Jakob Grieb und später Michael Hermann. Sie waren von der Gemeinde angestellt und bekamen freie Wohnung im Bethaus gestellt. Der Küsterlehrer war eine
geachtete Person in der Dorfgemeinschaft. In allen deutschen Gemeinden Bessarabiens war er Vertreter des Pastors und Schulmeister in einer Person.
|